2008 - Rezension von Pfr. Hartmut Albruschat

Das war wieder ein gelungener Wurf, den die Theatergruppe der Trinitatis-Kirchengemeinde in Charlottenburg in diesem Jahr auf die Bretter gebracht hat.

Eine Komödie , die in die Anfänge des 20.Jahrhunderts zurück versetzt. Man glaubt es kaum, dass hier Laien aus der Kirchengemeinde über Jahrzehnte unter der fachkundigen Leitung von Ernst Döring, einem engagierten Bauingenieur, sich mit Spielwitz und Können in die Handlung hineinversetzen können und ein Publikum im Haus der Kirche fast drei Stunden humorvoll und spannend unter-halten .

Dabei ist die Handlung einfach gestrickt, aber virtuos aufgebaut. Der Zuschauer ahnt erst nach dem zweiten Akt, worauf die Geschichte hinaus läuft. Ver-wechslungen, Ehealltag, Lebemannallüren und Hagestolz werden in den Charakteren dargestellt. Dazu der Versuch einen Männerbund vorzustellen, der schon aus der Namensgebung her interessant wird: die Artusritter.

Großartig die 14 Darsteller, die einzeln zu würdigen viele Zeilen beanspruchen würde. Genannt sei Werner Johanus, der den Senior-Firmenchef Bamberger gekonnt und mit Verve spielte. Aus dem Italienurlaub mit Ehefrau Karoline(Ina Hertel), Tochter Susi und Nichte Anni, natürlich mit der verheirateten Tochter Brigitte (Julia Hertel) in das Haus seines Schwiegersohnes Martin (Heiko Karping) zurückgekehrt, der gerade die Fabrik des Schwiegervaters erweitern will und dazu eine kleine Geldspritze von 20.000,--Mark benötigt, hat sehr ausschweifend während der Abwesendheit seiner Frau das Berliner Nachtleben mit seinem Freund Walter (Martin Möbius) genossen, besonders in der Bar „Die Blaue Maus“.

Die Autoren Hugo Wiener (geb 1904) und Carl Laufs (geb. 1858) könnten Vor-läufer von Kurt Götz sein, an den man auch in den kleinen Nebenrollen erinnert wird.

Da ist an Guido Nachitz (Erwin Kratzheller), den verkappten Schauspieler als Nachtportier der Blauen Maus zu erinnern, der diese Rolle sehr zum Ergötzen und mit viel Einfühlungsvermögen für die Zuschauer spielt. Ebenso die kleine Kathi als Hausgehilfin (Hannelore Schulz), die für den Handlungsverlauf und seine Pointen unersetzlich ist. Sie spielte bravourös. Auch die Rolle des Ehepaares Schmiedl ist (mit Regina Gumz und K.H.Tschichholz) gut besetzt und eindrücklich gespielt, zumal sie sich als ehemalige Geliebte des Herrn Bamberger entpuppt und entscheidend zur Aufklärung der eingebauten Liebesepisode vor 25 Jahren beiträgt.

Heiko Kaping und Julia und Ina Hertel mit Werner Johanus tragen die Handlung des Stückes gekonnt bis zum Schluß. Man könnte meinen, hier agieren ausgebildete Schauspieler. Doch alle sind Mitglieder der Trinitatis-Theatergruppe, gehen täglich ihren Berufen nach und engagieren sich ohne Eigennutz in der Freizeit für dieses Miteinander, um für die eigene und andere Gemeinden in und um Berlin einen Abend der Freude zu bereiten. Das ist erneut gelungen. Die sich über ein Jahre hinziehenden Proben für jährlich ein neues Stück haben sich gelohnt. Das Publikum dankte mit langem Applaus und vielen Blumen.

Wenn man dann noch weiß, was für geschickte Hände sich vor und hinter der Bühne bewegen und zum Gelingen beitragen von Ton und Beleuchtung, Maske und Kostümen bis hin zum Selbstbau der Kulissen, dann kann am Ende nur ein besonderer Dank an Ernst H. Döring stehen, der Regie führte und für alles verantwortlich zeichnet – ein bewährter „Trinitarier“.

Dies schreibt ein alter Trinitarier, der hier konfirmiert wurde und von 1970 bis 1974 Pfarrer an dieser schönen Gemeinde war.

Ihr Hartmut Albruschat

Die blaue Maus